#ifsw19vie “Social Protection and Human Dignity”
Versuch für eine Kollaborative Aktion während dem Sozialarbeitskongress vom 8.-11. September 2019 in Wien: 1st Draft — keine Autorisationen bisher — LiveBlogging (re:load für aktuellen Stand)
Alois Huber und @sms2sms versuchen, eine Kollaboration auf die Beine zu stellen für den Sozialarbeitskongress in Wien: ifsw2019.com
- Campus Radio FH St. Pölten: https://cr944.at/
- [[WikiDienstag]] WikiDienstag.ch
- es schreibt — Fischerstiege Wien
- …
IDEE
Während 4 Tagen wird rund um den Hashtag #ifsw19vie ein #SmartSetting gepflegt, welches das Kongressthema begleitet und individuell vertieft. In einem 15min Speech (Alois Huber) innerhalb der Konferenz, werden die dabei gemachten Grundannahmen gezeigt. Weitere Beteiligte — insb. aus dem Hochschulkontext — sind willkommen.
GLOBAL DEFINITION OF SOCIAL WORK
“Social work is a practice-based profession and an academic discipline that promotes social change and development, social cohesion, and the empowerment and liberation of people. Principles of social justice, human rights, collective responsibility and respect for diversities are central to social work. Underpinned by theories of social work, social sciences, humanities and indigenous knowledge, social work engages people and structures to address life challenges and enhance wellbeing. The above definition may be amplified at national and/or regional levels.”
GRUNDANNAHMEN
- Soziale Arbeit ist Arbeit am Sozialen
- Soziale Arbeit: lokal — regional — global (Weltgesellschaft)
- Von Komplexität auszugehen ist für Soziale Arbeit der Normalfall
- Neue Medien als Ermöglichung von Sozialem Wandel
- Anleitung zum Mächtig-sein (Behinderungs- & Begrenzungsmacht)
1st Draft für ein Vorstellungstext am Kongress (15min)
Vielen Dank für die Möglichkeit, unsere kollaborative Aktion rund um den Kongress hier in Wien vorstellen zu dürfen. Sie finden uns unter dem Hashtag #ifsw19vie. Es freut uns, wenn wir Sie als Teilgebende in dieser kommunikativen Netzstruktur verbunden erleben dürfen: Zeichnen Sie Ihre Fragen, Ihre Projekte, Ihre Erkundungen rund um den Kongress mit dem Hashtag #ifsw19vie aus.
Gerne nutzen wir die 15 Minuten, unsere Grundannahmen für die Aktion vorzustellen.
Wie die Bezeichnung von Beruf, Profession und Disziplin Sozialer Arbeit anzeigt, verstehen wir Soziale Arbeit als eine Arbeit am Sozialen.
Als Sozialarbeitende aus dem deutschsprachigen Teil Europas, tragen wir eine schmerzliche Verantwortung: Es ist in unsere Professionalisierungsgeschichte eingeschrieben, dass sich unser Berufsstand offensiv — oder mindestens widerstandlos — an der Entsorgung von überflüssigen Menschen beteiligt hat.
Dass Soziale Arbeit nicht an Körpern und nicht Psychen von Menschen arbeiten will, ist Auftrag, Verpflichtung und Versprechen unserer Professionalisierungsgeschichte: “Die Würde des Menschen ist unantasbar.”
Es waren denn auch viele deutschsprachige Forscherinnen und Forscher, welche aus dieser traumatischen Erfahrung im Nationalsozialismus Vorstellungen von Gesellschaft — von Weltgesellschaft — formuliert haben, welche sich in unseren Lehrbüchern verankert haben. Allen voran das Bio-Psycho-Soziale Menschenbild, wie es sich beispielsweise bei Silvia Staub-Bernasconi zeigt.
Dass Soziale Arbeit “von unten her” denkt, ist ebenso tief in unser fachliches Bewusstsein eingeschrieben: Wir stellen uns dabei eine Postalische Adresse auf einem Paket vor: “Von oben her denken” meint, von der eigenen Person, vom eigenen Umfeld, von der eigenen Kultur her zu denken. Soziale Arbeit aber denkt von unten her, aus der Komplexität von Weltgesellschaft, heraus. Wir denken aus der natürlichen Eingebundenheit des Menschen in der Natur heraus, von der “Umwelt” her und nähern uns so unterschiedlichen Kulturen, Szenen, Communities, individuellen Lebenswelten, einzelnen Personen.
Wir haben uns dadurch schon immer von Ingenieuren, Technikern, Machern unterschieden. Die Perspektive der unsichtbaren Frauen während der vielen Jahrzehnten der Industrialisierung lässt sich direkt in unserer Theoriearbeit ablesen: Während sich die Männer über mechanische Maschinen und automatische Automaten richtung komplexer Computersystemen angenähert haben, formulierten unsere Kolleginnen zu allen Zeiten Strategien, Arbeitsweisen, Vorgehensweisen in zirkulären, systemischen, kommunikativen Verschlaufungen aus.
Dass wir uns heute in einer globalen Netzwerkkommunikation wieder finden, uns als “Weltgesellschaft” neu erfinden, dass wir als Sozialarbeitende mitarbeiten, auf “die Soziale Frage” eine neue — eine nächste — Antwort zu entwickeln, das ist ganz das, was unsere Definition Sozialer Arbeit verlangt.
Soziale Arbeit gehörte schon immer zu den progressiven Kräften, wenn es um Kommunkation geht. Der Buchdruck, das anonyme Publizieren, wirkte inklusiv und gerade dadurch so provokativ. Die Möglichkeit, Gegenöffentlichkeit herzustellen für unsere Adressaten ist traditionell. Die Vorbehalte gegenüber dem Internet, haben gute Gründe: Der Missbrauch von Verschriftlichung, von Zuschreibung, Ettikettierung, als Vorstufen im Prozess hin zur Aussonderung und Entsorgung sind uns noch zu nah. Aber die Möglichkeit, kollaborativ, kooperativ, gemeinsam gewaltbereite Strukturen zu unterlaufen und für faire, für gerechte, fürsorgliche Soziale Verhältnisse einzustehen, sind grandios. Diese Möglichkeiten wollen wir nutzen:
Zusammen mit unseren Studierenden arbeiten wir an einer Kommunikationsskulptur rund um den Kongress. Dabei verschmelzen und verschwindet die Trennung von Theorie und Praxis. Bereits die ersten Ideensammlung für unsere Aktion lassen sich leicht im Netz finden. Und die ganzen Versionsgeschichten, wie es dazu gekommen ist, dass ich hier nun vor Ihnen gestanden bin auch.
Wir sind nicht mehr daran gebunden, dass jemand vorne steht und andere lauschen. Wir sprechen längst mit Dingen, Apparaten, Maschinen. Und während ich geredet habe, haben sie längst ein Foto gepostet und den Hashtag #ifsw19vie ausprobiert. Was Niklas Luhmann meinte, wie er sagte, dass nicht Menschen kommunzieren, sondern Kommunikation: Jetzt haben wir es verstanden.
Wir müssen reden.
NEUE MEDIEN ermöglichen der GESELLSCHAFT DER GESELLSCHAFT eine nächste Antwort auf DIE SOZIALE FRAGE.
Stefan M. Seydel/sms ;-)
(*1965), M.A., Studium der Sozialen Arbeit in St. Gallen und Berlin. Unternehmer, Autor, Künstler.
Ausstellungen und Performances in der Royal Academy of Arts in London (Frieze/Swiss Cultural Fund UK), im Deutsches Historisches Museum Berlin (Kuration Bazon Brock), in der Crypta Cabaret Voltaire Zürich (Kuration Philipp Meier) uam. Gewinner Migros Jubilée Award, Kategorie Wissensvermittlung. Diverse Ehrungen mit rocketboom.comdurch Webby Award (2006–2009). Jury-Mitglied “Next Idea” Prix Ars Electronica 2010. Bis 2010 Macher von rebell.tv. Co-Autor von “Die Form der Unruhe“, Umgang mit Information auf der Höhe der Zeit, Band 1 und 2, Junius Verlag Hamburg. Mitglied im P.E.N.-Club Liechtenstein. Er war drei Jahre Mitglied der Schulleitung Gymnasium Kloster Disentis. Seit Sommer 2014 lebt und arbeitet er in Zürich: #dfdu.org AG, Konstellatorische Kommunikation. (Entwicklung von Pilot und Impulsprojekten, gegründet 1997 mit Tina Piazzi)