SCHON WIEDER: Gott ist tot. Kunst ist tot. Wissenschaft ist tot. Was jetzt?
(LIVE BLOGGING | Passagen & Fragmente | Erstellt: 29.11.2017 — Letztes Update: 12.12.2017–15:10h | parallel ersttellt: EINE KURZE GESCHICHTE DER DIGITALISIERUNG | DAS IST EIN BRUCHSTÜCK. 1. korinther 13)
[Textsorte: Traum]
#TLTR Zuerst töteten sie Gott. Sie nannten es Neuzeit. Aufklärung. Moderne. Sie entschieden sich für den Test: Sie nannten es ProTestantismus. Sie brachten ihr ganzes Soziales Leben in eine neue Form: Sie nannten es ReFormation. Sie lösten das eben noch sündige, geknechtete, unterdrückte Wesen aus der Klebrigkeit einer sozialen Masse. Sie befreiten den Menschen. Der sich empor Hebende presste seine Empörung auf die Strassen, wagte den aufrechten Gang. (Wenn auch vielleicht erst anonym.) Sie nannten diese Begründung von Autorenschaft allein aus der Würde des unantastbaren Seins: Kunst. Ohne Kunst keine Wissenschaft. Ohne Position keine Kritik. Ohne Kunst kein Indiviuum, keine Menschenrechte, keine Demokratie. — One Man, One Vote. Ein Mensch, eine Stimme. — Sie nannten es Freiheit. Aber: Die Moden der Moderne wechselten so schnell wie die Jahreszeiten. Aus biblischem Abend und Morgen wurde Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Und siehe, es wurde sehr, sehr kalt. Die Nackten riefen: ZIEHT EUCH WARM AN. Denn jetzt geht es anders weiter. #5nach12
Gott ist tot.
Je nach Rechnung seit spätestens 135 Jahre.
Mit dem Anfang der radikalen Aufklärung begann das Ende aller Illusionen:
Kunst ist tot.
Je nach Kurator seit Elsa von Freytag-Loringhoven oder Marcel Duchamp. Sicher aber seit 100 Jahren.
Wissenschaft ist tot.
Seit dem 27. März 1954. Überredet?
Demokratie ist tot.
Seit den micro-targeting Wahlkämpfen von Barack Obama. Ab 2008. Ungefähr. Andere sagen 2017. Trump. (Mir ist das Einerlei.) Das zweite von vier tragenden Grundsäulen (des schweizerischen Bundesstaatsrechtes)— Demokratie — interessierte sich eh nicht um die Option Wählen zu dürfen. Das Stand nicht zur Wahl. Das sollte von nun an selbstverständlichst sein. Es ging um die Errungenschaft, Machtwechsel ohne Blut zu vergiessen realisieren zu können.
Schnappatmung? — Fehlanzeige!
JHWH. Gott. Allah.
Für unsere — ja! UNSERE — drei monotheistischen Religionen steht die Bezeichnung “Gott” für das Unbezeichenbare. Für all das, was Menschen unmöglich zu erkennen, zu kennen, zu erfassen in der Lage sind. Das hat mit ihren Sinnen zu tun. Mit ihren Möglichkeiten, für Wahr zu nehmen. Darum gehen die Gläubigen vor Gott auf die Knie. Wenn sich ein Mensch bewusst macht, was sich ein Mensch nicht bewusst machen kann, klappt dieser ganz von alleine in sich zusammen. Diese Körperübung fünf bis sieben Mal pro Tag vorauseilend, demütig, bescheiden zu vollziehen, schien eine angemessene Reaktion zu sein. (Bis vor ein paar Jahrzehnten.)
Gott zu töten meint, nicht mehr zu akzeptieren, dass es da irgendwo im Weltraum — in jenem Raum, in welcher unsere winzige Welt baumelt — etwas geben kann, was nicht bezeichnet werden könnte. Ab jetzt galt: Alles was ist, steht alternativlos entweder im Zustand des Bezeichneten oder im Zustand des noch-nicht-Bezeichneten. Das nennt später #PaulWatzlawick #Digitalisierung. Wenn etwas aussschliesslich im einen oder im anderen Zustand ist. Entweder/Oder. Ja/Nein. <<Nicht>Strom< Ein bisschen schwanger geht nicht. Das war das Programm der Neuzeit. Das war Aufklärung. Das war Moderne.
Bekenntnisse
- die Explizierung des Impliziten
Augustinus als der erste Gottestöter.
#Digitalisierung = GOTT IST TOT
GOTT IST TOT — Sie nennen es #Digitalisierung.
So einfach geht das, Gott zu töten. Aber ihre Ersatzangebote — Kunst, Wissenschaft, Demokratie — wurden auch rasch gemordet. Von den Siegeypen. Es ging so:
Kunst.
…
Wissenschaft
…
Demokratie
…
(watchblog #5nach12)
Stefan m. Seydel/sms ;-)
(*1965), M.A., Studium der Sozialen Arbeit in St. Gallen und Berlin. Unternehmer, Autor, Künstler.
Ausstellungen in der Royal Academy of Arts in London, Deutsches Historisches Museum Berlin, Cabaret Voltaire Zürich uam. Gewinner Migros Jubilée Award, Kategorie Wissensvermittlung. Nominiert mit rocketboom.com für den Webby Award 2006 (Best Use of Video or Moving Image). Jury-Mitglied “Next Idea” Ars Electronica 2010. Bis 2010 Macher von rebell.tv. Co-Autor von “Die Form der Unruhe“, Umgang mit Information auf der Höhe der Zeit, Band 1 und 2, Junius Verlag Hamburg. Mitglied im P.E.N.-Club Liechtenstein. Er war drei Jahre Mitglied der Schulleitung Gymnasium Kloster Disentis. Seit Sommer 2014 lebt und arbeitet er in Zürich: http://dfdu.org AG, Konstellatorische Kommunikation. (Entwicklung von Pilot und Impulsprojekten, gegründet 1997 mit Tina Piazzi)