bisher habe ich 6 Gründe, warum mich diese Grafik @foegUZH empört— The abuse of #TheLongTail

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[Textsorte: Traum, Bekenntnis] Nein: Ich erhebe keine wissenschftliche Relevanz auf den Text | Nein: Ich erhebe keine journalistische Relevanz auf den Text | Ich will es #Sozialarbeit nennen: Arbeit am Sozialen. Klar. Ich bin Sozialarbeiter. Und wenn ich am Arbeiten bin, mache ich halt Sozialarbeit. So ist das. Punkt| Oder noch einfacher: “Ich bin am Nachdenken.” — Über das, was mich empört. Sagt das der Titel zu wenig klar aus? — Eben. Und das alles passiert in einem offen zugänglichen RAUM. Ich lege Texte, Link, Sammlung im offen zugänglichen Raum ab. Wie “Abgelegte Werkzeuge” (Joseph Beuys). Nein: Mit Publizieren hat das nichts zu tun. NICHTS.

live-blogging — WORK IN PROGRESS — re:load — Der ganze Text verändert sich noch laufend — Wenn sie das nicht verstehen, ist dieser Text nix für sie ;-)

zur Methodik vergleiche: rapidGPS | Grounded Theory | Hermeneutik

WAS MICH AN DIESER GRAFIK EMPöRT?

A | Vorbemerkungen/Kontexutalisierungen

Was ist das @foegUZH?

Selbstbeschreibung auf der Homepage:

“Das fög — Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft / Universität Zürich entstand aufgrund des Interesses, die Grundbausteine der sozialen Welt, Kommunikationsereignisse, systematisch zu beobachten.
Kommunikationsereignisse sind Themen, die in der öffentlichen Kommunikation um Aufmerksamkeit kandidieren. Solche Kommunikationsereignisse wie etwa die aktuelle Wirtschaftskrise untersuchen wir, weil die öffentliche Kommunikation das wichtigste Medium sowohl der Steueru
ng als auch der Integration unserer Gesellschaft ist.”

(Zu diesem Abschnitt liesse sich so einiges sagen. Allein entlang der Wörter: Baustein, Grundbaustein, soziale Welt, Kommunikationseregnisse, systematisch beobachten… eieiei… und dann geht es ja erst richtig los: “um Aufmerksamkeit kandidieren”… und dann gehts ans eingemachte, an “Schlussfolgerungen”, an zentrale Annahmen: “Steuerung” von Gesellschaft. “Integration” (von was und wem?) und wie immer: wer um alles in der Welt ist dieses “uns”, “unsere Gesellschaft”: Wer ist WIR? etc. etc. Aber darum geht es hier nicht ;-)

Seit 2010 publiziert das “assoziiertes Institut der Universität Zürich” (ich weiss zZ nicht, was das meint) jährlich im Herbst eine Studie “Jahrbuch Qualität Medien” vorgestellt. Die hier besprochene Grafik ist im Original in der Unterlage “Hauptbefunde 2017” (pdf) zu finden. Persönlich war ich an der Präsentation nicht anwesend. Ich versuche eine Einladung zu bekommen auf den Herbst 2018, habe aber noch keine Bestätigung erhalten. Von der Medienpräsentation im Herbst 2017 gibt es aber ein Tondokument, aus welchem ich einige Abschriften (an eine ”Transkritption” stellte ich höhere Ansprüche!) angefertigt habe.

Die Distribution via PR-Organe

Der Printscreen machte ich dort, wo ich gestern wieder drauf gestossen bin: bei “persönlich.com” — Dem Onlineportal der Kommunikationswirtschaft. Das @foegUZH hat anfangs Woche eine Studie präsentiert, in welcher Bezug auf das Jahrbuch gemacht wurden. Von der Studie habe ich nicht via Twitter, nicht direkt vom Institut erfahren, sondern über dieses klassische PR-Unternehmen, was aber personell und offensiv mit Bemühungen um “Qualität im Journalismus” verbunden ist. Der Unterschied #BRversusPR scheint — durch die eigenen Universitäten, Institutionen, Vereine — weitestgehend abgeschafft zu sein. Die Strategie scheint zu sein, PR-Organisationen und selbst Boulevard-Medien wie watson.ch — an sich zu binden. Es scheint ein “Verantwortungsbewusstsein” seitens des Instituts zu geben. (Was locker noch bei vielen anderen — nicht nur “Medienwissenschaftern” — in der Schweiz zeigbar wäre ;-) Wie auch immer: Noch vor wenigen Jahren gab es hitzige, Diskussionen innerhalb von Journalismus bezüglich #BRversusPR. 2018 sehe ich davon nichts mehr. (Aber ich arbeite dazu ja auch nicht empirisch ;-)

> Warum es mich empört? — 1

Das @foegUZH zeigt sich mit dieser Grafik als interessengeleitetes, engagiertes, hemmungslos parteiische Organisationen. Warum Think Tanks “staatliche Zwangsfinanzierung” über den Umweg der Universität beanspruchen ist nicht einsichtig. Immerhin zeigt die Studie ganz offen, wer die “Auftragsforschung” ermöglicht.

Verwendung der Grafik

Es ist davon auszugehen, dass das foegUZH diese Grafik selbst entwickelt hat. Seit wann dieses Grundschema genutzt wird, weiss ich derzeit noch nicht.

B | Die Elemente im Einzelnen

The Long Tail

Wann ich mit der Arbeit von Chris Anderson bekannt wurde, weiss ich nicht. Im September 2006 notiert er in seinem Blog, wie Wissenschaft den Ausdruck “The Long Tail” übernommen hätten und ihrerseits Forschungsprojekte aufsetzten. Der Zeitpunkt ist eigentlich auch egal.

Nicht egal ist mir, dass die Arbeitsweise, die Suchbewegungen, die Erprobung von Argumenten von Chris in seinem Blog abgelegt waren. Und hunderte von Menschen — auch ich! — fügten immer wieder Kommentare, Fragen, Hinweise, Kritik hinzu. Es war ein kollaboratives Projekt, eine gemeinsame Frage, eine kollektive Fragestellung geworden:

“Wie kann sich Wirtschaft anders organisieren durch diese neue Technologie.”

Wie die Ergebnisse 2004 dann auch noch als Buch herausgekommen sind, habe ich dieses Ding nicht gekauft. Er war Chefredakteur von Wired. Dass er als Journlist journalistisch arbeitet, empfand ich als Stärke. Aber das Buch brauchte ich ich nicht. Ich sah es damals eher als eine logische Konsequenz seines Berufes. Ich war viel mehr fasziniert von dem Umstand, dass der Schreibprozess so gänzlich anders realisiert werden kann mit dem, was wir bis heute Weh!Weh!Weh! nennen. Und 2004 flog Wikipedia ja bereits grandios…

> Warum es mich empört? — 2

Das @foegUZH nutzt “The Long Tail” — ganz absichtlich? sicher aber— präzis GEGEN diese leicht zu recherchierenden Bemühungen. Nicht nur ist das “Jahrbuch Qualität Medien” ein klassische Top-Down-Forschung, sie bezieht offensiv Partei und verortet Qualität, Professionalität, erwünschte “hohe Wertigkeit” im “The Short Peak” und erkennt “The Long Tail” als Problem. Es dreht damit den zentralen Gedanken von “The Long Tail” in sein ganzes Gegenteil.

PS: Das könnte gar als typischer kommunikativer Trick von “Propaganda” gewertet werden, bei welchem die Kräfte mit mehr Geld, mehr Macht im Bereich von “The Short Peak”, in vorauseilendem Gehorsam zu den Auftraggeberinnen einen Begriff in eine Reformulierung zwingen.

Die Koordinatenachsen

The Long Tail war ein ökonomisches Modell und konnte zeigen, dass “The Long Tail” grösser ist, als “The Short Peak”. Das was wir heute pejorativ “Plattformisierung” nennen, war auf der Suche nach Finanzierungsmodellen zunächst nicht Teil von Problem, sondern Teil von Lösung.

Gerade was ein #ServicePublic auf der Höhe der Zeit angeht, würden — noch heute — im Bereich der Bildung von (im Sinne von “The Long Tail”-)Plattformen grosse Chancen bestehen: Logo: ich denke dabei an das Übungsfeld, was Wikipedia/Wikidata anbietet. (Aber das wäre jetzt ein anderes Thema ;-)

Das Problem der Plattform Twitter & Co sind diese grassierende Manipulationsversuche in der Darstellung und Auflistung von Tweets. Dabei war gerade die sture Linearität einer chronologisch Absteigenden Liste die zentrale Stärke.

Das Problem der Plattform Amazon & Co findet sich — so weit ich sehe — nicht auf der Plattform selber, sondern darin, dass erlebt wird, wie dramatisch die Umstellung tatsächlich sind: Ladenlokal müssen sich umorientieren, Löhne geraten unter Druck, generell braucht es weniger Menschen zur Befriedigung des Wunsches Bücher käuflich zu erwerben etc.

Das Problem der Plattform Facebook & Co ist, dass diese sich kaum um “die User” kümmern, welche ihre Daten einpflegen, aber die Betreiber dramatisch erfolgreich die kollektionierten Daten weiterverkaufen. Übrigens — so weit ich sehe — vorwiegend an jene, welche auf der anderen Seite so lauthals gegen Facebook & Co schimpfen: Parteienpolitik und (informationsjournalistische) Verlagshäuser.

Vorher — sagen wir: vor 1995? — war es sehr schwierig ein Produkt zu verkaufen, was nur sehr wenige Interessiert hat. Aber nicht, weil diese “sehr wenigen” auch zahlenmässig “sehr wenig” gewesen wären und sich “darum” die Produktion des Produktes nicht gerechnet hätte. Nein: Bloss der Aufwand diese Spezialinteressen innert nützlicher Frist zu finden war gigantisch oder gar unmöglich. Das hat sich radikalst verändert. So sehr, dass die Plattform kickstarter.com & Co bereits “die Crowd” auf globalem Level in die Phase der Ideenentwicklung zu einem Produkt integrieren kann. Das ist atemberaubend.

Krass wird es nun aber, wenn das foegUZH im Umfeld von Informationen es schafft, die Grundindee von “The Long Tail” von den Füssen auf denKopf zu stellen: Das Forschungsinstitut identifiziert sich ganz mit dem alten ökonomischen Modell der von ihnen als “Qualitätsmedien” beschriebenen Verlagshäuser und sieht die Qualität in “The Short Peak”. Das ist auch aus der Perspektive von akademisch Arbeitenden Wissenschafter besonders pikant…

HTML war ja eben gerade als eine Problemlösung auf ein wissenschaftlich evident gewordenes Problem im Kontext der Informationsverarbeitung hin entwickelt worden. Es ging ja eben gerade darum, dass möglich geworden ist, das was anders wurde, anders anzugehen. Hallo?

Um diesen Gedanken nun hier nicht wiederholt auszuformulieren, sei beispielhaft auf die Grundidee von Wikipedia verwiesen, welche in der Zeit von 2001–2007 angedeutet hat, welche Chancen in einer “Informationellen Plattform” stecken: Ein simple Software erlaubt, Wörter in potenziell unbeschränkter Differenzierung zu differenzieren und referenzieren. Die Plattform schafft so einen Referenzrahmen, in welchem problemlos auch Kontroversen, Konfliktlinien, Unvereinbarkeiten zur Darstellung gebracht werden können. Eigentlich eine Wunschumgebung für Wissenschaft. (Mit dramatischen praktischen Problemen. Wenn auch nicht im Bereich von #FakeNews, Trolling, HateSpeech etc. etc. Aber das wäre ein anderes Thema ;-)

> Warum es mich empört? — 3

Das @foegUZH verschüttet — ganz gezielt? — mit dieser Grafik nicht nur den zentralen Gedanken, die Grundidee einer informationellen Plattform auszuarbeiten und zu differenzieren. Ganz im Gegenteil: Die so verdrehte Grafik diffamiert den Grundgedanken offensiv.

Die Worte im Einzelnen

#TheLongTail | Dass sich die Darstellung im “The Long Tail” besser für “Produkte” eignet, müsste vielleicht noch speziell erwähnt werden. Die Soziologen unterschlagen damit eben gerade die dramatisch Umstellung, welche im Anschluss an Niklas Luhmann (GdG, Kap 2ff) “Medienwechsel” genannt wird. Die so genutzte Grafik erzwingt die Unterscheidung von Produzent und Konsument. Das zeigt die Beschriftung der Koordinatensachsen explizit:

y-Achse: Anzahl Nutzer (Reichweite)
x-Achse: Informationsangebote

Auch der Pfeil “Schrumpfende Anbietervielfalt” vs. “Wachsende Anbietervielfalt” basiert auf dieser Setzung.

> Warum es mich empört? — 4

Das @foegUZH verschüttet — ganz gezielt? — mit dieser Grafik die in der Soziologie seit Jahrzehnten diskutierte Umstellung der dominanten Kommunikationsmedien und inszeniert in dieser Grafik die Unterscheidung Produzent:Konsument als unhinterfragbar gegeben.

“reichweitenstark” vs. “reichweitenschwach”

Wenn davon ausgegangen würde, dass ein Netzwerk gänzlich anders funktioniert. Wenn akzeptiert würde, dass auch schon vor dem Internet sich “Gerüchte” rasend schnell zu verbreiten verstanden haben. Will sagen: Sie zählen das Zählbare: Auflagen. Abonnenten. Klickzahlen. Ob das gut kommt?

“Professionell” vs. “Laien”

Niklas Luhmann ging in seinem wunderschön zu lesenden Beitrag: “Was ist Kommunikation” (1999) von einer “unbestreitbaren Tatbestande” aus: Kein Forscher überblick in seinem Fachgebiet den Forschungsstand. Will sagen: Selbst unter Professionellen ist der nächste Professionelle ein Laie geworden. Und das, was früher Laien waren, können heute alle schreiben, lesen, dudenkonform notieren, Protokolle anfertigen. Und wer es nicht kann, soll bei Wikipedia miteditieren. Dann wird es ihm — und ihr auch — gelehrt. Keine Meinung. Belegbare Beobachtungen. Akzeptanz des Umstandes, dass unterschiedliche Perspektiven unterschiedliche Beobachtungen ermöglichen. Und immer so weiter. Deutlicher wird der gedankliche Drall jetzt:

“Professionelle Informationsanbieter” vs “pseudojournalistische Angebote”

Das griechische “pseudo” deutet den Weg: lügen, täuschen, betrügen, falsch, unecht, vorgetäuscht. Dieser Versuch, jene “wachsende Anbietervielfalt” als Lügner, Täuscher, Fälscher… zu labeln, ist… Ach… mindest doppelt erstaunlich: Die Unterscheidung “Wahrheit:Lüge” ist klar prä-modern. Wissenschafter müssten — wenn schon — mit der Unterscheidung “Wahrheit:Falschheit” arbeiten. Wobei sich Wahr:Falsch auf den Prozess der Verifikation einer These beziehen würde. Da ist kein Platz für Moral. Und andererseits: Bloss weil die “Reichweite” erhöht wird, würde aus dem Pseudo ja wohl noch nicht automatisch ein Professionell. Witzigerweise kann gerade in der Nachvollziehbarkeit der Genese von Information “Echtheit”, “Authentizität”, “Vertrauen” entwickelt werden…

“Laienkommunikation”

Für Soziologen schon einigermassen mutig, Kommunikation so zu definieren, dass der Ausdruck “Laienkommunikation” einen praktischen Unterschied macht. Das führt gleich weiter zum nächsten Wort:

“Alternativmedien”

Medien. Keine Ahnung, was die Soziologen darunter verstehen. Sie nutzen die Zeichenkette wie Laien: “Die Medien”. In einer aktuellen Studie zeigt das Institut auch die Namen der genau 9 Titel. (Ob zukünftig “LeMatin” noch drin bleiben wird, wenn diese die Druckerpresse abgeschaltet haben, wird sich weisen müssen.) Und dann meinen Sie… ähm… Ja. Was eigentlich?

Unter dem Titel: “Die Namen der Medien” mache ich mir auf Twitter den Spass, die Selbstbezeichnungen zu sammeln. Bisher habe ich gefunden:

  • Ernsthafte Medien
  • Seriöse Medien
  • Freie Presse
  • Klassische Medien
  • Normale Medien
  • System Medien (Wenn als “Medien, welche das demokratische System schützen, bewachen etc. kann dieser Ausdruck sogar in “Normalen Medien” auftauschen ;-)

Umgekehrt bezeichnen diese “Seriösen Medien” das was wir “social Media” nennen als “Soziale Medien”. Was umgekehrt darauf verweisen könnte, dass die ernsthaften tatsächlich asoziale Medien wären. Etc. Etc. Dafür, dass Geistes- und Sozialwissenschaften grundlegend auf Sprache angewiesen sind, erscheinen dem Laien die benutzten Begrifflichkeiten schon äusserst bedenklich.

“Journalismus” vs “interessengebundene PR-Angebot”

Auch hier scheint insbesondere ein Ideal aufgerufen: Jenes vom unabhängigen, neutralen, objektiven Journalismus. Nicht einmal das Kleinkind glaubt an den Nikolaus, das Christkind oder der Osterhase. Ein Kind merkt sehr früh, dass es ein Spiel ist, was die Fantasie mag und spielt mit. Etwas schwieriger wird es, wenn Wissenschafter unirritiert solche Sprachspiele spielen und verlangen, dass Laien sich gefälligst an die Spielregeln zu halten haben: Der Name von jenem unterm Kostüm des Nikolaus darf nicht verraten werden, auch wenn die Stimme schon bei der Begrüssung alles verraten hat.

Die nicht dokumentierte Entwicklung: Sport, Infotainment, Boulevardisierung

Die Krise des “Professionellen Informationsjournalismus” ist alt. Alexander Kluge — der Junge, nicht der Alte — hat das Problem der Massenmedien in die Zeit des Nationalsozialismus verortet. Er entwickelt mit anderen den Begriff der Gegenöffentlichkeit.

Bereits in den frühen 1980er Jahren erweiterte das Schweizer Fernsehen seine Programmkanäle. Aber nicht um Bildung, Diskussion, Debatten intensiver und kontroverser zu “übertragen”. Es ging um Sport. “Brot und Spiele” zu rufen, wäre polemisch. Wobei: Seid Facebook ist Daumen hoch und runter eine beliebte Metapher geworden. Für die Blödheit des faulen Publikums, was bloss noch noch zwischen “gefällt mir/nicht” entscheide. Die Arena… also… Egal… Wo war ich? Ahja:

1990 kam das Schweizer Fernsehen mit einem Infotainment Angebot. Ab 1990 lancierte Tamedia das Gratis-Blatt 20 Min und löste ein über viele Monate hinweg dauernden Kampf aus. Zeitweise waren drei Gratis-Zeitungen im Umlauf. Selbst die NZZ baute die Rückseite des ersten Bundes um, um eine rasche Übersicht anzubieten. Der Einfluss der Boulevardisierung kann die Grafik nicht thematisieren. Ganz im Gegenteil: Wo hohe Reichweite ist, wird Professionalität vermutet. Eine unhaltbare Vereinfachung.

> Warum es mich empört? — 5

Das @foegUZH inszeniert mit dieser Grafik in einer Laiensprache eine Pseudowissenschaftlichkeit. (So?)

Die Interpretation ausserhalb von “The Long Tail”:

Ökonomische Einflüsse

Die ökonomische Krise ist seit 2008 evident. Und betrifft keineswegs bloss “The Short Peak”.

Plattformisierung durch Tech-Intermediäre

Wenigstens für die Schweiz müsste expliziert werden, dass im Umfeld von Journalismus Tamedia eine treibende Rolle übernehmen konnte. Auch Ringier wäre zu erwähnen. Mir scheint: Hier wird versucht, einen gemeinsamen Feind zu inszenieren um neue Koalitionen zu ermöglichen. Beschreibend empfinde ich diese Notiz jedenfalls nicht.

Soziale Einflüsse (Kommunikationslogiken)

Die Logik der Kommunikation. Also… Keine Ahnung, was mit diesem Kunstwort “Soziale Einflüsse” gemeint werden könnte. Dieser grüne Balken: Wäre es irgendwo im Netz zu finden: Die Zeichenkette Bullshit wäre wohl nicht weit.

Der Kommentar der Grafik:

“Onlineöffentlichkeit”

Der Strukturwandel der Öffentlichkeit hat Jürgen Habermas 1962 dargelegt. Hier wird so getan, als wäre klar, was “Öffentlichkeit” meint. Die dramatische Ausweitung von dem, was öffentlich ist, macht den Begriff unsinnig. Die Unterscheidung Privat:Öffentlich ist massiv gefährdet. Die Soziologen helfen nicht mit, angemessenere Vorstellungen zu entwickeln. Ganz im Gegenteil.

“Medienkonzentration”

Die Medienkonzentration — abgesehen vom unsinnigen Medienbegriff — ist spätestens seit 200 Jahren in vollen Gang geraten. Wer Medienvielfalt wollte, muss Blogs lesen. Arnold Hottinger macht das schon seit 20 Jahren so.

“Tech-Intermediäre”

(s.oben)

“entbündelter Medienkonsum”

Würden die Soziologen den Wunsch nach Faschismus — Bündelung — explizieren, gäbe es einen #Aufschrei. Aber “entbündelung” fällt offenbar nicht einmal als Zeichnkette auf.

“professioneller Informationsjournalismus”

Das ist der Begriff, welcher das ganze Vorstellungselend zusammenfasst…

> Warum es mich empört? — 6

Mich hat die Kraft verlassen… Ich finde keinen positiven Zugang, keine Anregung, bloss Aufregung. Und das macht mir diese Grafik so dramatisch unattraktiv: Nichts ist unattraktiver, als sich selbst aufgeregt zu erleben.

Wie weiter mit dieser Sammlung?

Habe keine Ahnung (ist glaubz das neue: SAPERE AUDE ;-)

DIE GENESE DES TEXTES

8. Juni 2018. Gestern wollte ich folgenden Text abschliessen. Es gelang. Aber nur fast:

Gegen Abend entdeckte ich die Meldung, dass das foeg eine neue Studie vorgestellt habe… In diesem Zusammenhang wird auf das “Jahrbuch Qualität Medien” (PDF, 2017) verwiesen. Bei der Präsentation jener Studie im Oktober 2017 sah ich wohl diese “Long-Tail”-Grafik zum ersten Mal. Hier einige Tweets von gestern abend:

Ob es mich ärgert? — Ja. Und wie es mir ärgert. Es ärgert mich sogar sehr. Was soll ich sagen? Es ärgert mich.

Weiter Tweets im laufe des Lese-/Schreibprozesses:

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Stefan M. Seydel/sms ;-)

(*1965), M.A., Studium der Sozialen Arbeit in St. Gallen und Berlin. Unternehmer, Autor, Künstler.

Ausstellungen und Performances in der Royal Academy of Arts in London (Frieze/Swiss Cultural Fund UK), im Deutsches Historisches Museum Berlin (Kuration Bazon Brock), in der Crypta Cabaret Voltaire Zürich (Kuration Philipp Meier) uam. Gewinner Migros Jubilée Award, Kategorie Wissensvermittlung. Diverse Ehrungen mit rocketboom.com durch Webby Award (2006–2009). Jury-Mitglied “Next Idea” Prix Ars Electronica 2010. Bis 2010 Macher von rebell.tv. Co-Autor von “Die Form der Unruhe“, Umgang mit Information auf der Höhe der Zeit, Band 1 und 2, Junius Verlag Hamburg. Mitglied im P.E.N.-Club Liechtenstein. Er war drei Jahre Mitglied der Schulleitung Gymnasium Kloster Disentis. Seit Sommer 2014 lebt und arbeitet er in Zürich: #dfdu.org AG, Konstellatorische Kommunikation. (Entwicklung von Pilot und Impulsprojekten, gegründet 1997 mit Tina Piazzi)

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Written by @sms2sms | stefan m. seydel/sms ;-)

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